30 Nov, 2024
Als Betreiber:in eines Secondhand-Ladens für Kleidung leistest du einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit, indem du den Kauf von Neuware reduzierst und der Umwelt hilfst. Doch wie groß ist dieser Beitrag genau? In diesem Artikel erfährst du, wie dein Laden den kulturellen Wandel unterstützt und welchen messbaren Einfluss du auf die Umwelt hast.
Nachhaltigkeit neu definieren
Nachhaltigkeit wird oft als Verzicht oder als teure Option dargestellt. Fair hergestellte Kleidung ist meist teurer als konventionelle Mode, und auch das Reisen mit der Bahn kann teurer und umständlicher sein als ein Flugticket. Doch hier kommt dein Secondhand-Laden ins Spiel: Secondhand-Kleidung ist oft günstiger und wird von vielen als individueller und cooler empfunden. Damit machst du nachhaltige Mode zugänglicher und besetzt das Thema Nachhaltigkeit mit einer positiven Assoziation von Leichtigkeit und Freude. Dein Laden trägt dazu bei, dass immer mehr Menschen stolz darauf sind, Dinge gebraucht zu kaufen – und du bist ein wichtiger Teil dieses kulturellen Wandels.
Konsumentenverhalten positiv beeinflussen
Wenn du Kleidung in deinem Laden ankaufst oder in Kommission nimmst, schaffst du einen Anreiz für Konsument:innen, langlebige Kleidung zu kaufen und diese besser zu pflegen. Laut einer Befragung durch die Plattform Vinted geben 36% der Nutzer:innen an, dass sie ihre Kleidung besser pflegen, um sie später verkaufen zu können. 22% achten beim Kauf von Neuware sogar auf bessere Qualität, weil sie wissen, dass sie diese wiederverkaufen möchten. Das bedeutet, dass dein Secondhand-Geschäft das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum fördert und dazu beiträgt, dass Menschen bewusster mit ihrer Kleidung umgehen.
Vermeidung von Neuware: Die Bedeutung der "Replacement Rate"
Ein großer Teil deines Beitrags zur Nachhaltigkeit ist die Vermeidung der Produktion neuer Kleidung. Die Frage ist, wie viel Neuware tatsächlich vermieden wird, wenn jemand ein Kleidungsstück gebraucht kauft. In der Wissenschaft spricht man hier von der "Replacement Rate" – also dem Anteil an Neuware, der durch Secondhand-Käufe vermieden wird. Studien zeigen, dass diese Rate zwischen 40% und 60% liegt. Das bedeutet, dass für zwei gekaufte Secondhand-Artikel etwa ein Neuware-Kauf vermieden wird.
Die Umweltkosten der Mode: Mehr als nur CO2
Bei der Herstellung von Kleidung geht es nicht nur um den CO2-Ausstoß. Es gibt eine Reihe weiterer Umweltauswirkungen, die bei Neuware eine Rolle spielen:
Wasserverbrauch: Ein Baumwoll-T-Shirt benötigt rund 2700 Liter Wasser, und eine Jeans kann bis zu 10.000 Liter Wasser verschlingen. In Regionen, in denen Wasser ohnehin knapp ist, führt das zu erheblichen Problemen.
Wasserverschmutzung: Pestizide im Baumwollanbau sowie Bleich- und Färbemittel verschmutzen Wasserressourcen erheblich.
Landnutzung und Biodiversität: Der Anbau von Baumwolle benötigt große Flächen, und der Einsatz von Pestiziden schadet der Biodiversität.
Fossile Ressourcen: Die Produktion von Polyester benötigt fossile Rohstoffe, deren Abbau ebenfalls erhebliche Umweltbelastungen verursacht.
Durch die Vermeidung von Neuware hilfst du also nicht nur dabei, CO2-Emissionen zu senken, sondern auch dabei, Wasser zu sparen, Land zu schützen und die Biodiversität zu fördern.
CO2-Einsparungen: Ein Blick auf die Zahlen
Auch wenn der CO2-Ausstoß nur ein Teil der Umweltbelastung ist, können wir hier eine fundierte Schätzung machen. Im Folgenden erläutern wir, wie du für deinen Laden eine eigene Berechnung durchführen kannst.
Schritt 1: Anzahl der verkauften Kleidungsstücke
Um den CO2-Ausstoß deines Ladens zu berechnen, musst du zunächst wissen, wie viele Kleidungsstücke du jährlich verkaufst. Dies ist eine der wichtigsten Variablen, da die Einsparungen proportional zur Menge der verkauften Secondhand-Kleidung steigen.
Schritt 2: Ersetzungsrate (Replacement Rate)
Die "Replacement Rate" beschreibt den Anteil an Neuware, der durch Secondhand-Käufe vermieden wird. Studien zufolge liegt dieser Wert zwischen 40% und 60%. Das bedeutet, dass für jedes zweite bis dritte verkaufte Secondhand-Kleidungsstück ein Kauf von Neuware vermieden wird. Du kannst eine Ersetzungsrate von 50% als groben Mittelwert annehmen, um deine Schätzung einfacher zu gestalten.
Schritt 3: Emissionen pro Kleidungsstück
Die CO2-Emissionen variieren je nach Kleidungsstück erheblich. Hier sind einige Durchschnittswerte, die dir bei der Schätzung helfen können:
T-Shirt: 4-10 kg CO2 (Quelle)
Schuhe: 10-15 kg CO2 (Quelle)
Kleid: 22 kg CO2 (Quelle)
Jeans: 20-40 kg CO2 (Quelle)
Je nachdem, welche Art von Kleidung du hauptsächlich verkaufst, solltest du eine realistische Schätzung für den durchschnittlichen CO2-Ausstoß eines Kleidungsstücks treffen. Für eine allgemeine Annahme kannst du beispielsweise einen Durchschnittswert von 15 kg CO2 verwenden.
Schritt 4: Berechnung der CO2-Einsparung
Nun kannst du die CO2-Einsparungen berechnen. Die Formel lautet:
CO2-Einsparung = Anzahl der verkauften Kleidungsstücke x Ersetzungsrate x CO2-Emissionen pro Kleidungsstück
Konservative Schätzung: Wenn dein Laden 2000 Kleidungsstücke pro Jahr verkauft, eine Ersetzungsrate von 40% zugrunde liegt und jedes Kleidungsstück durchschnittlich 8 kg CO2 verursacht, dann sparst du etwa 6,4 Tonnen CO2 ein.
Optimistische Schätzung: Bei 20.000 verkauften Kleidungsstücken, einer Ersetzungsrate von 60% und 18 kg CO2 pro Stück liegt die Einsparung bei 216 Tonnen CO2.
Dein positiver Beitrag: Mehr als Zahlen
Neben den messbaren Auswirkungen auf CO2, Wasserverbrauch und Biodiversität leistest du mit deinem Laden auch einen kulturellen Beitrag: Du bringst Menschen dazu, Nachhaltigkeit als etwas Positives, Leichtes und Zugängliches zu sehen. Dein Laden trägt dazu bei, dass der Kauf von Secondhand-Kleidung zur Normalität wird – und das ist ein entscheidender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft.
Mit einem Secondhand-Laden leistest du einen außergewöhnlichen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt – sowohl durch deinen kulturellen Einfluss als auch durch die konkrete Vermeidung von Umweltbelastungen. Jeder Artikel zählt, und zusammen können wir den Unterschied machen.